Essen Hauptbahnhof (Freiheit), 1937

Rückblick: Anfänge der Tram in Essen

„Warum soll nun Essen, der bedeutende Mittelpunkt des rheinisch-westfälischen Industriebezirks, hinter dem mächtigen Fortschritt unserer Zeit zurückbleiben?“ So stand es im September 1886 in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung geschrieben. Es ging um die Frage der Rentabilität einer „Elektrischen“. Die Politik in Essen bevorzugte, wenn überhaupt, Dampfbetrieb oder Pferde-Straßenbahnen. Und es dauert noch eine Weile, bis mit dem Bau begonnen werden konnte.

Mit dem „Eisenbahnkonsortium, Bank für Handel und Industrie – Hermann Bachstein“ findet sich endlich ein finanzkräftiger Unternehmer, der ohne städtische Subventionen die Dampfstraßenbahn für Essen bauen will. Kostenvoranschlag: 1.323.000 Mark.

Dem Konsortium wird die Konzession auf die Dauer von vierzig Jahren erteilt, die Nutzung der Straßen für Gleisanlagen wird kostenlos gewährt. Bei Vertragsabschluss hat die Stadt Essen allerdings versäumt, den Zeitpunkt für den Baubeginn festzulegen. Das Konsortium hat es nicht eilig. Die Diskussion um die Art der Straßenbahn hält an, der ausschlaggebende Anstoß – weg von der Dampfstraßenbahn hin zur elektrischen Straßenbahn –, kommt von Seiten des Konsortiums, und die Stadt stimmt dem zu. Am 2. November 1892 wird mit dem Bau begonnen – „Ohne Sang und ohne Klag“, vermeldete die Essener Zeitung. Die Essener Presse bleibt am Ball und hält die Bevölkerung über den Fortgang auf dem Laufenden.

23. August 1893

Blitz und Donner grollten am Tag, als die elektrische Straßenbahn in Essen aus der Taufe gehoben wird. Und drei Stunden lang legt ein heftiges Gewitter den Verkehr der elektrischen Bahn lahm. Und dann – endlich! In Essen fahren zwei Straßenbahnlinien mit elektrischer Oberleitung. Auf den kurz zuvor gelegten Schienen beginnen sie ihre Fahrt am heutigen Hauptbahnhof. Die erste Tageseinnahme schlägt ebenfalls wie der Blitz ein und positiv zu Buche: mit 1.100 Mark! Die eine Linie erschließt Altenessen und Essen-Borbeck, die andere führt von Essen (Bergisch-Märkischer-Bahnhof) bis nach Altenessen (Bahnhof).

April 1945

Am 1. April 1940 durchziehen mittlerweile 30 Straßenbahnlinien das Essener Straßenbahnnetz. Doch die großen Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs führen zu erheblichen Betriebseinschränkungen, insbesondere in der Altstadt. Der Straßenbahnbetrieb in der Altstadt muse aufgrund der großen Schuttberge und der Zerstörung von Gleis- und Fahrleitungsanlagen eingestellt werden. Nach Ende des Krieges und dem Einzug amerikanischer Truppen im April 1945 liegt der Straßenbahnbetrieb in Essen still.